Tag 1/ Bad Laasphe nach Buchenau (31 km)

Etwa eine Stunde dauert die Zugfahrt von Marburg zum Startpunkt der Wanderung nach Bad Laasphe.

Von dort aus führt mich der Lahnwanderweg 60 km wieder zurück zum Ausgangspunkt. Außer mir sitzt nur noch eine junge Frau mit Hund im Abteil hinter mir und schmökert in einem Wanderführer des Lahnwanderwegs. Ich bin also nicht der einzige der am heutigen Tag das Lahntal durchstreift.

Der Weg führt über 295 km durch das gesamte Lahntal bishin zum Rhein und ein Bahnhof findet sich fast überall entlang des Weges. So kann man recht unkompliziert auch einzelne Etappen erwandern. Für 2021 wurde der Lahnwanderweg im übrigen für den schönsten Wanderweg Deutschlands nominiert.

Die Wettervorhersage für meine 2 Wandertage war hervorragend. Viel Sonne und Temperaturen bis zu 24 Grad. Mein Start vom Bahnhof in Bad Laasphe war allerdings noch leicht unterkühlt, aber die Sonne strahlt mir schon von einem wolkenlosen Himmel entgegen.

In einem Supermarkt decke ich mich zuerst mit etwas Proviant für den Tag ein und mache mich auf zu meinen ersten Wanderkilometer in Richtung Marburg.

Ich laufe durch den Kurpark der Stadt und erreiche nach einem knappen Kilometer das erste Waldstück. Nun geht es knackig hinauf zum Hausberg von Bad Laasphe.

Der 535 m hohe  Entenberg ist Startplatz von Drachen- und Gleitschirmfliegen und dem Wanderer bietet er einen überwältigenden Blick über das obere Lahntal. Wer möchte kann sich auch in eine Gipfelbuch eintragen.

Mein nächstes Etappenziel ist der Perftstausee ihm Ortsrand von Breidenstein. Der nach einer Flutkatastrophe im Jahr 1984 gebaute Stausee dient in erster Linie dem Hochwasserschutz für Perf und Lahn ist aber auch beliebtes Ausflugsziel im Sommer mit Badestrand, Restaurant und mobilem Kiosk.

Ich genieße auf einem der vielen Sitzbänke am See die mittägliche Ruhe und gönne mir einen leckeren Mittagssnack.

Die nächsten Kilometer führen mich durch die wunderschönen Wälder des Naturparks Lahn-Dill Bergland. Seitdem ich Bad Laasphe verlassen habe bin ich keiner Menschenseele mehr begegnet und zeigt mal wieder das man Ruhe und Einsamkeit auch im dicht besiedelten Deutschland erleben kann. In der Ferne horche ich dem Ruf eines Uhus und auch das langgezogene hu-hu-huu eines Waldkauz ertönt aus dem dichten Wald. Ich befinde mich wohl mitten im Reich der Eulen.

Vor mit taucht die Schutzhütte "Stehtischler Alm" auf, eine von soviel schönen Schutzhütten auf dem Lahnwanderweg.

Ich erreiche die Stadt Biedenkopf und decke mich in einem kleinen Kaffee mit belegten Brötchen und Wasser ein. Biedenkopf ist ein kleiner Luftkurort am Oberlauf der Lahn und  umgeben von den hügeligen Wäldern des Naturpark Lahn-Dill Bergland.

Gerne hätte ich mir noch ein wenig mehr Zeit genommen um die Altstadt und Schloss Biedenkopf zu besichtigen, aber wir hatten schon Nachmittag und ich möchte noch gute 10 km schaffen bis ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz mache.

Auf meinem weiteren Weg stoße ich nun immer wieder auf die Tradition der Grenzgänger. Der Brauch hat seinen Ursprung in den Grenzbegehungen der Germanen. Ich erreiche den Vesperplatz "Lippershardt". Der Lahnwanderweg führt nun stetig aufwärts bis zur Landgrafenbuche an der viele Wanderwege kreuzen.

Wir haben schon späten Nachmittag und langsam kommt, auch durch die zuletzt langgezogenen Anstiege, eine wenig Müdigkeit auf. Der mit etwas 12 kg bepackte Rucksack liegt immer schwerer auf meinen Schultern als ich nun endlich den Abstieg in Richtung Katzenbach antrete.

Der Blick auf das idyllisch gelegene Katzenbachtal lässt all meine Müdigkeit vergessen. Ich wandere durch den mit 35 Einwohnern kleinsten Stadtteil von Biedenkopf vorbei am Landgastof "Der Katzenbacher". In nicht Corona Zeiten ein traumhafter Ort für eine Übernachtung inklusive Abendessen mit Blick auf dieses traumhafte Tal.

In der Ferne erblicke ich eine große Relaxbank direkt am Wegesrand. Wer braucht schon einen überfüllten Landgasthof wenn er mutterseelenallein sein Abendessen mit Blick auf dieses schöne Fleckchen Erde genießen kann. Da ich mich nur schwer von meiner Bank mit Aussicht trennen konnte, keimt kurz in mir die Überlegung auf meine Nacht hier zu verbringen. Aber auf Besuch von abendlichen Spaziergängern bzw. morgendlichen Gassigängern hatte ich dann auch keine Lust.

Entlang eines kleinen Baches verlasse ich nun dieses wunderschöne Tal und folge dem Lahnwanderweg durch dichten Wald in Richtung Buchenau. Recht schnell finde ich einen geeigneten Schlafplatz und bin froh nach 11 Stunden wandern in meiner Hängematte zu liegen und den Geräuschen des Waldes zu lauschen. Das bellen der Rehe und die lauten Zivilisationsgeräusche des etwa 3 km entfernten Buchenau sorgen für eine recht unruhige Nacht.

Tag 2 / Buchenau nach Marsberg ( 30 km)

Der Morgen begrüßt mich eisigen Temperaturen uns so breche ich pünktlich zum Sonnenaufgang wieder auf.

Im kleinen Ort Buchenau laufe ich ein Stück entlang der Lahn und erfreue mich über den Anblick eines kleines Bäckers am Ortseingang. Mit der sehr freundlichen Verkäuferin komme ich kurz ins Gespräch über meine Wanderung, schlürfe wenige Minuten später meinen Kaffee und beiße in ein herzhaftes Laugenbrötchen.

Bester Laune geht es nun weiter vorbei an der Ruine Hohenfels zu meinem nächsten Etappenziel nach Caldern.

Die nächsten Kilometer führen sehr abwechslungsreich durch schöne Wälder und über Wiesen und Felder. Die Sonne strahlt im wärmer von einem wolkenlosen Himmel und schon bald befinde ich mich in einem tranceartigen Wanderflow.

Mit einem Podcast über einen Thruhike von Eisenach nach Budapest in den Ohren stehe ich plötzlich auf dem Rimberg. Vom Rimberg-Turm aus reicht der Blick in den Taunus und ins Rothaargebirge. Der kilometerlange Anstieg hoch auf den Berg reicht mir allerdings vollkommen und so verzichte ich auf diese Ausblicke, denn davon habe ich auf meinem Weg mehr als genug.

Es geht nochmal durch dichten Wald bis ich in Caldern wieder die Lahn erreiche. Auf einer kleinen Wiese direkt an der Lahn lege ich unter einem Schatten spendenden Baum eine Pause ein.

Die nächsten Kilometer geht es immer geradeaus, wie an der Schnur gezogen entlang des Naturschutzgebietes Lahnknie. Der Lahnwanderweg verläuft hier zusammen mit dem Lahntalradweg. So treffen Wanderer auf Biker ohne sich dabei groß in die Quere zu kommen.

Die vielen wandernden Kilometer auf Asphalt und die sommerlichen Temperaturen lassen mich nun immer des öfteren kleine Pausen einlegen. Auf diesem Abschnitt des Weges ist schattenspendender Wald ein rares Gut.

Die zurückgelegten 55 Wanderkilometer machen sich so langsam bemerkbar. Der Rucksack scheint immer schwerer und mein linker Fuß schmerzt gewaltig. Ich passiere das Behring-Mausoleum, benannt nach dem ersten Nobelpreisträger für Medizin, Emil von Behring der durch seine Arbeit die Diphtherie besiegte. Ich hoffe mal, das wir dies in naher Zukunft auch über Corona sagen können.

Gut 2 km vor meinem Ziel in Marburg verfluche ich noch einen langen heftigen Anstieg bis ich endlich in der Ferne die markanten Türme der Marburger Elisabethkirche erblicke. 15 Minuten später sitze ich dann schon im Auto und fahre erschöpft aber glücklich zurück in Richtung Heimat.

Mein Fazit

 

Der im Jahre 2013 mit dem Prädikat "Qualitätsweg Wanderbares Deutschland" ausgezeichnete Lahnwanderweg zählt sicherlich mit zu den schönsten Fernwanderwegen des Landes. Besonders der Abschnitt zwischen Bad Laasphe und Buchenau war für mich persönlich auf dieser Wanderung das absolute Highlight. Fast alle Etappenziele verfügen über Bahnhöfe, so dass auch einzelne Tagesetappen problemlos zu laufen sind. Der Weg ist durchgehend super markiert, allerdings fehlen ausgerechnet an kreuzenden Wanderwegen teilweise die Wegezeichen und unfreiwillige Extrakilometer sind das Ergebnis. Bei einem so tollen Wanderweg nimmt man dies aber gerne mal in Kauf.