Mit seinen 242 Kilometern gehört der Lahnwanderweg zu einem der schönsten Fernwege in Deutschland. Da die wenigsten die Zeit mitbringen die Wanderung komplett am Stück zu absolvieren, sind aufgrund der günstigen Bahnanbindungen einzelne Etappen problemlos zu bewältigen.

Wir entscheiden uns heute für Etappe 18 von Oberndorf nach Bad Ems. An einem sonnigen, aber recht kühlen, Samstagmorgen stehen wir am Bahnhof in Bad Ems und warten auf die Lahntalbahn, die uns zum Startpunkt der Wanderung bringen soll. Pünktlich wie ein Uhrwerk geht es dann Richtung Oberndorf und wir genießen die herrliche Aussicht auf Lahn und Umgebung. Die Vorfreude auf die Tour steigt.

Nach einer 20-minütigen Zugfahrt erreichen wir den Ort Obernhof und schon die ersten Kilometer geben uns einen Vorgeschmack auf die 720 Höhenmeter die wir auf unserer Wanderung zu überwinden haben.

Von der Lahnbrücke in Obernhof geht es in die Weinberge, von wo aus es fantastische Fotomotive zu entdecken gibt.

Über einen wunderschönen Naturpfad geht es hinauf auf einen kleinen Klettersteig. Die Wegführung ist recht neu angelegt und überall sind Stahlseile- und Treppen in den Fels gehauen. Abenteuer pur. Wem das zuviel ist, der kann auch eine Alternativroute wählen, aber uns macht es richtig Spaß dort herumzukrabbeln.

Am Ende der Klettertour treffen wir auf einen Mann der uns fragt ob wir seine Ziegen dort oben gesehen haben. Gesehen keine, aber dafür gerochen. "Aufgrund der neuen Wegführung werden diese schnell panisch und büchsen immer aus" lässt er uns wissen.

Die nächsten Kilometern führen auf naturbelassenen Pfaden, durch dichten Wald, hinauf zum Aussichtsfelsen Hohe Lay. Der perfekte Ort für einen Mittagssnack mit Blick auf Kloster Arnstein und Schloss Langenau.

Wir steigen die Eisentreppe wieder hinab und laufen weiter in Richtung unseres nächsten Etappenziels nach Nassau. Die Stadt ist ein staatlich anerkannter Luftkurort und beliebtes Ausflugsziel von Touristen. Wir stürzen uns erstmal zur nächsten Eisdiele und genießen Eis und Capuccino mit Blick auf das historische Rathaus aus dem 17. Jahrhundert.

Weiter geht es auf einer beeindruckende Kettenbrücke über die Lahn mit wunderschöner Aussicht auf die Stadt und den herrlichen Fluß.

Erneut steigt der Lahnwanderweg in den Hang hinein und ein wenig aus der Puste erreichen wir das Denkmal des Freiherrn von Stein, einem Sohn der Stadt Nassau. Von hieraus führt ein Weg knapp 700 m zur Burg Nassau. Da wegen Corona alles geschlossen ist ersparen wir uns den Aufstieg und ziehen weiter der Wegmarkierung folgend.

Bisher war uns der Wettergott wohlgesonnen, aber nun werden die Wolken dichter und der Wind frischt etwas auf. Unserer guten Wanderlaune schadet dies allerdings nicht und trocken ist es ja auch.

Wir laufen durch das idyllische Mühlbachtal und durchschreiten eine sattgrüne Talaue. Ein Schild warnt vor Wildschweinen, sehen tun wir aber keine. Kurze Zeit später, wie soll es auch anders sein, geht es erneut steil bergan.

Beim Aufstieg nach Misselberg sind wir zumeist auf breiten Forstwegen unterwegs und blicken durch die dichten Baumkronen immer mal wieder auf der Bergfried der Burg Nassau. Wir wandern vorbei an Obstplantagen und, was wohl sonst, quälen uns mal wieder auf einem steilen Pfad hoch zum Aussichtspunkt Kuxlay. Hier oben weht ein kühler kräftiger Wind und wir nutzen die Pause zum anziehen wärmerer Kleidung und erfreuen uns dem famosen Ausblick auf das Lahntal.

Mit Kuxlay haben wir den höchsten Punkt unserer Wanderung erreicht (348 m). Von hier oben aus geht es weiter durch den Wald und über breite Wiesenwege hinab nach Dausenau. Das wunderschöne kleine Dorf empfängt uns mit seinen prächtigen Häuserfassaden die sich wie Perlenketten an der Lahn entlangziehen. Auch hier müssen wir die Lahn über eine Brücke überqueren und stehen nach nur paar Metern im historischen Ortskern mit schiefem Turm und Teilen einer alten Stadtmauer.

Wir steigen eine Teerstraße hinauf und erreichen die historische Stadtbefestigung von Dausenau. Von hieraus geht es vorbei an schönen Schrebergärten und mal wieder steil hinauf zu den Lahnhöhen. Über einen kleinen Wiesenpfad wandernd sehen wir schon in der Ferne den Concordiaturm, der sich hoch über Bad Ems erhebt. Im Inneren führen die 77 Stufen einer eisernen Wendeltreppe  zu einer kleinen Aussichtsplattform. Das Restaurant direkt neben dem Turm war wegen Corona geschlossen.

Auf dem Abstieg Richtung Bad Ems kommen wir immer wieder an schön angelegten Aussichtskanzleien vorbei mit toller Sicht auf Bad Ems und Umgebung.

Im Fels neben uns befinden sich plötzlich überall kleine ausgewaschene Löcher. Die sogenannten Heinzelmannshöhlen. Hier wohnten der Sage nach kleine Heinzelmännchen, die den Bad Emsern in der Nacht die Arbeit abnahmen.

Kurios der Abschluss unserer Tour, denn der Weg führt durch ein altes Parkhaus wieder in die Stadt hinein.

Unser Fazit

Wie fast alle Etappen des Lahnwanderweges zeichnet sich auch Etappe 18 durch eine gute Mischung von Natur, Kultur und einer hervorragenden Infrastruktur aus. Mit seinen fast 700 zu bewältigen Höhenmetern und einem kleinen Klettersteig ist eine solide Kondition von Vorteil. In einer Zeit nach Corona bietet sich auch eine Zwischenübernachtung im schönen Nassau mit einer Kanutour auf der Lahn an.