Als ich mein Auto früh morgens auf dem Parkplatz Kermeter abstellte, zeigte das Thermometer eine Außentemperatur von -14 Grad an. "Das wir ja eine kuschelige Tour" dachte ich so bei mir, packte mir meinen Rucksack auf die Schulter und tauchte ein in die eisigen schneebedeckten Wälder des Wilden Kermeters.

Der Kermeter Wald und das NSG Kermeter ist Teil des Nationalparks Eifel. Im NP Eifel lautet das Motto "Natur Natur sein lassen". Mehrere Tausend Tier- und Pflanzenarten leben in diesem Schutzgebiet. Der Kermeter ist besonders bekannt für seine Buchen- und Eichenwälder, wobei vor allem die Rot-Buche hervorzuheben ist. Europa weit gibt es nur noch sehr wenige Rot-Buchen Wälder und aus diesem Grund wurde der Kermeter in das europäische Netz besonderer Schutzgebiete "Natura2000" aufgenommen.

So früh am Morgen war ich der einzige Wanderer weit und breit und genoß die Ruhe des Waldes. Nur das Hämmern eines Spechtes in den Baumwipfeln durchbrach diese winterliche Stille.

Die ersten 4 Kilometer führten mich durch die Buchenwälder des Nationalpark Eifel und die Natur schien sich komplett im Winterschlaf zu befinden. Treffe ich bei Wanderungen im Nationalpark sonst immer auf Tiere war es diesmal lediglich ein kleines Rotkehlchen, was mich neugierig vom Ast eines Baumes beäugte.

Besonders im Winter ist es wichtig unsere heimischen Wildtiere nicht zu stressen. Manche halten Winterruhe oder befinden sich im Winterschlaf. Tiere in Winterruhe (Dachs, Eichhörnchen und Waschbär) lenken ihre eigene Körpertemperatur nicht so stark wie Winterschläfer, wachen häufiger auf und gehen dann auf Nahrungssuche. Auch der Braunbär hält im übrigen eine Winterruhe.

Igel, Fledermäuse und Siebenschläfer sind typische Vertreter der Winterschläfer. Stören wir diese Tiere beim Winterschlaf kann es für diese tödlich sein.

Aber natürlich gibt es auch viele Winteraktive Tiere wie Rehe, Hirsche, Wildschweine, Fuchs und Hase. Aber auch deren Organismus schaltet im Winter auf eine Art "Energiesparmodus" um, wobei die Körpertemperatur gesenkt wird und sich die Herzschlagfrequenz verringert. Werden die Tiere gestresst und durch Flucht durch den tiefen Schnee gezwungen, kann dies nicht selten zum Tod durch Erschöpfung oder Verhungern führen. Wanderer sollten also nie die Wege verlassen und ihre Hunde bitte immer an der Leine führen.

Zwischen den kahlen Ästen der Bäume spiegelt sich plötzlich das Wasser des Urftstausees in der Sonne und nach einer etwa 2 km Wanderung oberhalb entlang des Sees, erreichte ich die Urfttalsperre.

Die Urfttalsperre ist eine 58,5 m hohe und 226 m lange Staumauer, welche die Urft zum große Urftstausee aufstaut. Hier befindet sich ein Ausflugslokal und der Schiffsanleger "Urftstaumauer" der Rursee-Schiffahrt, deren Elektroschiffe jedes Jahr zahlreiche Touristen und Ausflügler zu den Haltestellen Einruhr und Rurberg bringen.

Heute hatte ich die Rastplätze der Urfttalsperre ganz für mich alleine und genoß bei einer heißen Tasse Tee die wunderschöne Umgebung und informierte mich anhand der vielen Schautafeln über Geschichte und Nutzung dieser beeindruckenden Staumauer. Ein kleines Rotkehlchen machte es sich dabei auf meinem abgestellten Rucksack bequem und schaute etwas neidisch auf meinen mitgebrachten Müsliriegel.

Da es mir trotz heißem Tee langsam zu kühl wurde, machte ich mich wieder auf den Weg. Dieser führte mich nun auf einem knapp 4 km langen Schotterweg entlang des Urftsees. War ich zu Beginn meiner Tour einsam unterwegs, begegneten mir nun immer mehr Spaziergänger und Wanderer.

Ich erreichte den Ort Rurberg am Obersee, ein beliebtes touristische Ziel für Wassersportler, Radfahrer und Wanderer. Es folgte nun ein steiler und recht anspruchsvoller Anstieg zum höchsten Punkt meiner Wanderung, dem 495 m hohen Honigberg. Gelbe Pfeile an den Bäumen dienten zur Orientierung um in diesem dichten, von Buchen und Tannen gesäumten Wald, nicht vom Weg abzukommen.

Ich wanderte nun wieder über durchgehend einsame Waldwege und beobachtete einen Buntspecht bei der Arbeit auf der rauen Rinde einer Rot-Buche. Nach kurzer Zeit erreichte ich den Aussichtspunkt "Hirschley". Von hier aus bot sich dem Besucher ein beeindruckender Panoramablick auf den Rursee und die Steilhänge des Nordufers. Der Rastplatz lädt außerdem zum Picknicken ein. Die Hörer des WDR wählten diesen Ort sogar zu Ihrem Naturlieblingsplatz Nr. 1.

Ich genehmigte mir, bei schönster Aussicht auf den See, noch eine heiße Tasse Tee und einen kleinen Snack, studierte die interessante Schautafel über Flora und Fauna des Nationalparks und machte mich auf den Weg zu den letzten 2 km dieser Tour in Richtung Parkplatz.

Fazit:

Wanderungen im Wilden Kermeter sind ein fantastisches Naturerlebnis zu allen Jahreszeiten und ein absolutes Muss für alle Waldfreunde. Zahlreiche kleinere und größere Wanderwege führen durch dieses herrliche Gebiet und vor allem ab April sind Tiererlebnisse keine Seltenheit.