Deutsch-französischer Burgenweg

Die Pfalz gehört sicherlich mit zu den schönsten Wandergebieten in Deutschland. Mit Ihren weitläufigen Wäldern, Weinbergen und geschichtsträchtigen Ortschaften ist die Pfalz auch für uns regelmäßiges Ziel für umfangreiche Wanderungen.

An einem dieser Wochenendwanderungen stießen wir auf die Markierung des Deutsch-Französischen Burgenweges. Da ich mich gerne in den ortsansässigen Touristeninformationen mit Wanderflyern eindecke, haben wir sofort Infos über den Burgenweg besorgt.

Es handelt sich hierbei um einen 31,8 km langen Rundweg zwischen Elsass und Pfalz und führt über steile Felsen und Berge vorbei an mächtigen Burgruinen und durch wilde Waldlandschaften.

Da wir die Tour aufgrund der Länge in zwei Teilen gehen wollten, buchten wir uns im kleinen französischen Ort Obersteinbach eine kleine Ferienwohnung als Zielort unserer ersten Etappe nach knapp 20 km

Etappe 1 Schönau – Obersteinbach 20 km

An einem schönen Spätsommertag standen wir an unserem Startpunkt im Erholungsort Schönau, schulterten die Rucksäcke und machten uns auf die Suche nach einer kleinen Bäckerei, wo wir unsere Vorräte mit belegten Brötchen und Croissants aufstockten.

Die Route verlief durch das Zentrum des Biosphärenreservates Pfälzerwald-Nordvogesen und ist damit das einzige grenzüberschreitende Biosphärenreservat Deutschlands. Artenreiche Mischwälder, sagenumwobene Burgruinen und die Felsentürme des Dahner Felsenlandes machen dieses Gebiet so einzigartig.

Schon die ersten Meter der Wanderung gaben uns einen Vorgeschmack auf das, was uns erwarten sollte. Steile Anstiege vorbei an bizarren Felsformationen und schmale naturnahe Pfade durch Deutschlands größtem zusammenhängenden Waldgebiet. Bei widrigen Wetterverhältnissen kann es zu sehr rutschigen Passagen kommen, so dass festes Schuhwerk und dem Wetter angepasste Kleidung zwingend notwendig sind.

 

Die einzige Verpflegungsmöglichkeit auf dieser Etappe liegt bei Burg Fleckenstein, so dass Getränke und Verpflegung in ausreichender Form mitgeführt werden sollten.

Erstes Highlight der Tour ist die Burgruine „Wegelnburg“ von wo aus man eine überwältigende 360 Grad Aussicht bis hin zum Nordschwarzwald hat. Wir befinden uns hier auf 572 m Höhe und damit auf der höchstgelegenste der Pfalz. Leider war aufgrund von Bauarbeiten die Besichtigung der Burg bis Mitte 2021 nicht möglich. Eigentlich sehr schade, den noch immer wartet die reiche Prinzessin Hirlanda auf ihren Traumprinzen, der Sie aus der Burg befreit, na ja auf die paar Monate kommt es jetzt auch nicht mehr an, meine Prinzessin flucht dafür über die mit Wurzeln übersäten Wanderwege.

Nicht mehr lange dann verließen wir die Bundesrepublik Deutschland und überschritten am „Kaiser-Wilhelm-Stein“ die Grenze zu Frankreich. Wir erreichten die Burgruinen „Hohenbourg“ und „Löwenstein“ einst Heimat eines listigen Raubritters. Der Weg bis zur Burgruine „Fleckenstein“ hat es wirklich in sich und schon bald hörten wir gar nicht mehr auf zu fluchen. Schmale Pfade, steile Abgründe gesichert mit Seilen an den Felswänden und steinige Felsenwege verlangen dem Wanderer so einiges ab und so waren wir glücklich endlich unser Verpflegungsziel Burg Fleckenstein zu erreichen. Wir passieren den Brunnen der Burg, den übrigens der Teufel gebaut haben soll. Am burgeigenen Bistro bestellten wir Flammkuchen, Kaffee und kalte Getränke, suchten uns ein schattiges Plätzchen und genossen die traumhafte Umgebung der Nordvogesen.

Wer gerne noch etwas mehr über die Geschichte der Burg erfahren möchte, kann dies bei einer Besichtigung bzw. einer Burgführung machen. Für Kinder gibt es dabei viele spannende Rätsel zu lösen.

Frisch gestärkt und guter Dinge ging es weiter hinab ins Tal und entlang eines kleinen Weihers, steil hinauf zur nächsten Burgruine. Die „Froensburg“ liegt recht versteckt in den Wäldern der Vogesen und erinnern mich an die Ruinen im Dschungelbuch, aber leider ohne Affen und einem singenden Bären „Balou“.

Weniger romantisch ging es auf der sagenumwobenen Burgruine „Wasigenstein“ zur Sache. Hier soll einst ein blutiger Kampf zwischen König Gunther von Worms und seinem Freund Hagen stattgefunden haben. Anlass für den Kampf, wie soll es auch anders sein, war eine Frau, in diesem Fall die Fürstentochter Hildegunde.

 

Auch wir kämpften uns weiter auf und ab durch dichten Wald, bis wir endlich nach 8 Wanderstunden unser Etappenziel Obersteinbach erreichten. Die Orientierung in diesem sehr idyllisch gelegenen Ort ist recht einfach und so fiel es uns nicht schwer, unser kleines, aber feines Ferienhaus zu finden. Wir genehmigten uns eine erfrischende Dusche und ließen den tollen Wandertag in einem schönen Restaurant bei stielechter elsässischer Küche und französischem Wein ausklingen.

Etappe 2 Obersteinbach – Schönau  13 km

Am nächsten Morgen machte ich mich dann recht früh auf den Weg ins Dorf mit der Hoffnung auf ein frisches Baguette und Croissants. Fehlanzeige. Keine Boulangerie weit und breit. Also musste der restliche Proviant von gestern und ein gewöhnungsbedürftiger Kaffee herhalten. Frühstück in Frankreich geht deutlich besser, aber das Wandererleben kann auch hart und unerbittlich sein.

Leider wurde es auch unterwegs nicht viel besser, denn nach einer kurzen recht ebenen Strecke durch das Schlangenbachtal, kam der heftigste Aufstieg der ganzen Tour. In regelrechter Zeitlupe quälen wir uns den Berg hinauf bis wir nach einer gefühlten Ewigkeit den Aussichtsfelsen von „Bayrisch Windstein“ erreichen. Belohnt wurden wir mit einer überwältigten Aussicht über die weiten Wälder der Pfalz und der Vogesen. Wir hätten uns auch in den weiten Wäldern Kanadas oder den USA befinden können, würde nicht der gerade passierte deutsche Grenzstein den träumenden Wanderer eines Besseren belehren. Welcome back to Germany.

Durch stille Wälder wandernd lauschten wir den Stimmen der Natur und erreichten bald den Felsen des „Steinernen Heeres“ und den Felsblock mit dem riesigen Friedenskreuz. Hier am Berg „Maimont“ kam es im zweiten Weltkrieg zu heftigen und blutigen Gefechten zwischen deutschen und französischen Truppen. Am Mahnmal für Frieden und Freundschaft hielten wir kurz inne und folgten nun bergab dem Weg bis zur Burgruine „Blumenstein“ auch Geisterschloß genannt. Hier soll nachts eine weiße Frau durch die Burgruinen geistern. Wer das Abenteuer sucht und überprüfen möchte, ob die Sage um die weiße Frau auch stimmt, der sollte sich hier mal in dunklen Nächten herumtreiben. Infos bitte sofort über diese Homepage an uns, wenn man diesen Schrecken dann überlebt hat.

So langsam näherten wir uns dem Ende der Wanderung. Es ging hinunter ins Wengelsbachtal an Fischteichen vorbei und schon kamen die ersten Häuserreihen von Schönau ins Blickfeld.

 

Unser Fazit

Eine unserer schönsten Touren im Pfälzerwald und absolut zu empfehlen. Der Weg hat besonders bei feuchtem Wetter seine Tücken, ist aber für jeden einigermaßen trainierten Wanderer gut zu schaffen. Wer die sportliche Herausforderung liebt, schafft die knapp 32 km auch an einem Tag.